Marne – „Das persönliche Gespräch vor Ort ist durch nichts zu ersetzen“, erklärte der Dithmarscher CDU-Landtagsabgeordnete Volker Nielsen beim Besuch der Traditionsbäckerei Kalle-Bäcker. Mit regelmäßigen Betriebstouren sammelt er Anliegen und trägt praxisnahe Lösungen nach Kiel. Zugleich hob er die enge Kooperation seiner Heimatgemeinde St. Michaelisdonn mit Marne hervor, besonders in der gemeinsamen touristischen Vermarktung der Marschbahn-Draisine und im Bäderbetrieb.
Mark und Sabine Riemann führen das 1897 gegründete Familienunternehmen in vierter Generation. 15 Filialen, rund 120 Beschäftigte und täglich mehrere Zehntausend Backwaren prägen ihren Alltag – ebenso ein stetig wachsender Papierberg. „Wir wären lieber am Ofen als am Schreibtisch“, gesteht Mark Riemann. Beide absolvierten jüngst die Ausbildung zum Brot-Sommelièr, doch Leidenschaft kollidiert immer öfter mit fachfremden Pflichten.
Vier Brennpunkte belasten die Bäckerei:
• Energiekosten – jeder Ofenschub drückt sofort auf die Kalkulation.
• Rohstoffpreise – „Marzipan ist inzwischen billiger als Butter“, berichtet Sabine Riemann; ein Paradox, das Rezepturen ins Wanken bringt.
• Bürokratie – neue Nachweis- und Dokumentationspflichten verschlingen ganze Arbeitstage.
• Fachkräftemangel – in Produktion und Verkauf fehlen qualifizierte Hände, vor allem Konditor*innen.
Um Nachwuchs zu finden, wirbt Kalle-Bäcker weltweit in sozialen Netzwerken. Interessierte reisen mit Deutschkenntnissen auf B2-Niveau an und wohnen in betriebseigenen Immobilien. Aktuell arbeiten Menschen aus 13 Nationen im Betrieb. Trotz dieser Anstrengungen bleibt die Personaldecke dünn: Einige Filialen haben Öffnungszeiten gekürzt, an Expansion ist derzeit nicht zu denken.
„Wenn Meister ihres Fachs mehr Zeit mit Verwaltung verbringen als am Backtisch, läuft etwas schief“, resümierte Nielsen. Zwar kann die zunehmende Digitalisierung Nachweispflichten schneller umsetzen, jedoch haben vor allem EU und Bund beim Bürokratieabbau noch zügig viele Aufgaben zu erledigen. Schleswig-Holstein geht zum Beispiel schon im Bereich Landwirtschaft die richtigen Schritte hin zu weniger Regeln. Die Fachgremien der Kieler Koalition haben hier auch ihre Hausaufgaben zu machen. „Gesetze müssen praxisnahe Anwendung ermöglichen und grundsätzliches Vertrauen in menschliches und betriebliches Handeln voraussetzen“, so der Abgeordnete.
Zum Abschied nahm Volker Nielsen ein Bündel konkreter Themen mit nach Kiel. Sein Fazit: „Gutes Brot braucht Zeit – und gute Politik das Ohr bei den Menschen.“
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