Kinderarzt Dr. Wigger berichtet aus seinem Unruhestand
Auslandeinsätze in Kataststrophengebieten
Nindorf – Die Vorsitzende der Dithmarscher Seniorenunion hatte zur letzten Informationsveranstaltung vor der Sommerpause eingeladen und viele Mitglieder interessierten sich ob des gewählten Themas. Der schon lange im Unruhestand lebende Kinderarzt Dr. Fritz Wigger konnte für einen Diavortrag über seine Auslandeinsätze in Kataststrophengebieten von Anne Ohlsen gewonnen werden.
Ohlsen konnte im Nindorfer Hof viele Interessierte begrüßen und machte zu Beginn noch einen Ausflug zu den zufriedenstellenden Ergebnissen der Kommunalwahlen, bevor sie Gastredner Dr. Wigger das Wort übergab. Nach Beendigung seines Studiums meldete er sich bei der Bundeswehr als Reservist an. Nach seiner Krankenhaustätigkeit wurde er vom Fleck weg für Einsätze in Afghanistan und Sumatra gewonnen, obwohl sich seine Frau so sehr auf die langersehnte Urlaubsreise gefreut hatte. Aus seinen sechs Auslandeinsätzen stachen zwei in Afghanistan und einer in Sumatra heraus.
Am Hindukusch sah Wigger Kinder nicht in der Schule, sondern bei der Arbeit, verschleierte Frauen, die ohne Aufsicht der Ehemänner sofort die Burka-Kopfbedeckung lüfteten und dankbar für die ärztliche Untersuchung waren und Menschen beim Trinken von Backwasser. Fotos von zurückgelassenen Schrottpanzern am Wegesrand der Seidenstraße, Ruinen von Lehmhütten und Temperaturveränderungen von tagsüber 20 Plusgraden zu nächtlichen fünf Minusgraden zeigten Situationen, die sie dort erwarteten. Es hieß Waffen vor Häusern einzusammeln, wobei er und seine Kameraden mit dem Kleinpanzer Fuchs unterwegs waren. Sie wurden von Dorfbewohnern am frühen Morgen mit Fladenbrot und Getränken überraschend versorgt. Ein Fahrer musste traumatisiert in seine Heimat geflogen werden, nachdem bei einer Patrouillenfahrt die Straße vor ihm in die Luft gesprengt worden war. Ein Iman bedankte sich, da Wigger als Rettungsmediziner vorher einen am Bein verletzten vorbeiziehenden Esel die stinkende Wunde mit Plastikverband durch eine gute Wundversorgung ersetzt hatte.
In Indonesien und Sumatra war die Deutsche Einsatzkraft Humanitäre Hilfe Süd-Ost-Ostasien in der Hafenstadt Banda Aceh 10.000 Kilometer von zu Hause eingesetzt. Innerhalb von einer halben Stunde lösten dort am 26.12.2004 zwei Abrisse der Erdplatten mit Epizentren Erdbeben der Stärke 8,9 und 9,1 der Richterskala aus. Eine 35 Meter hohe Flutwelle ergoss sich bis zu 25 Kilometer weit ins Landesinnere, Schiffe lagen einen Kilometer vom Strand entfernt. Schrecklich anzusehende Fotos zeigten Leichen in einer Menge von angeschwemmtem Unrat. Soldaten aus der ganzen Welt waren da für die Notversorgung der überlebenden Bevölkerung. 300 Betten standen für eine Million Menschen bei einem Arzt zur Verfügung. Das EVG Lazarettschiff „Berlin A1411“ war als Einsatzgruppenversorger der Deutschen Marine als Rettungszentrum mit 69 Pflegebetten, 100 Notbetten und 4 Intensivbetten vor Ort. Das schwer bewachte amerikanische Lazarettschiff MERCI mit 1000 Pflegebetten war mit 68 Patienten schon „ausgelastet“.
Bei den drei Monaten Aufenthalt in Banda Aceh behandelte Wigger viele Kinder mit Krätze. Militärische Kommandos aus der ganzen Welt und ungefähr 150 nationale und internationale Hilfsorganisatoren halfen dort, auch das THW mit 20 Elefanten.
Zum Schluss überreichte Ohlsen Dr. Wigger eine Tasche mit weißer Schokolade, seiner Lieblingsspeise.
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